Leave your Bubbles!


Der sehr starrsinnige Inhaber eines Dresdner Getränkemarktes, der mir kürzlich auf die Frage nach einer Bayrischen Biersorte sehr unmissverständlich erklärte, das er den Mist zwar noch habe, aber nicht mehr lange verkaufe: „Wir hamm ooch guddes Bier“ schrie er, „wieder ma so typisch, einen auf Öko machen, aber Bier aus Bayern kaufen!“ Bier aus Bayern verkaufen und die Kunden dafür anpampen, dachte ich und ich spürte, wie der Puls in meinem Kopf hämmerte. Der Herr vom Getränkemarkt hatte mit einem Satz meinen inneren Zünder gefunden, er hatte den Finger auf dem Drücker und grinste mich dabei an. Stille. Ich atmete tief durch und irgendwer in mir drinnen sagte mit ruhiger Stimme, ich kaufe jetzt diesen bayrischen Kasten und dazu noch 2 Flaschen von dem Bier, welches du mir empfiehlst. Wieder Stille. „Neeee, die schenk’sch Dir!“ rief er und packte 2 Sorten vom hiesigen Regionalsortiment oben drauf. Ich war erleichtert, wir hatten einen Weg gefunden.

Bildmotiv für die Inszenierung „Funny Fears – Odyssee eines Clowns“ mit Tim Schreiber, fotografiert am 06. Mai 2021 im Societaetstheater Dresden.
Foto: André Wirsig

Die Stadt erwacht zweimal

Die Stadt erwacht zweimal. Das erste Erwachen ist mit dem schrillen Gezwitscher der Vögel und wenn kurz darauf die Straßenbahnen wieder im Takt fahren. Das zweite Erwachen kommt mit den Cafés und Geschäften und wenn im Frühling die Stühle rausgestellt werden. Man sitzt, liest Zeitung und die Welt hastet, stolpert, lacht und schiebt sich durch die unzähligen aufgeblätterten Seiten des Tages an einem vorbei.

Nicht nur auf den Bühnen ist momentan Stille, sondern auch in den Kneipen, Clubs und Restaurants. Neben Essen und Trinken sind es Orte der Begegnung, des Austauschs und des Miteinanders, welche mir gerade ebenso fehlen, wie die Bühnen, Kinos und Konzertsäle. Ich habe ein paar Orte, mit denen ich persönlich etwas verbinde jetzt in der Stille aufgesucht und Thomas Mittmann hat meine Erinnerungen dazu eingefangen

Leben mit der Pausentaste


Foto: Thomas Mittmann

Der erste Stillstand kam letztes Jahr kurz vor Corona. Sportunfall im Januar 2020. Komplizierter Schlüsselbeinbruch, OP unter Vollnarkose. Der OP Termin war für 12 Uhr angesetzt, drangekommen bin ich 19 Uhr. „Da ist noch ein Beckenbruch reingekommen, das kann man nicht auf die lange Bank schieben“, sagte mir die Schwester als ich gegen 17 Uhr nachfragte ob es schon eine ungefähre Tendenz gibt wann oder ob ich heute überhaupt noch drankommen kann. Um sieben war ich an der Reihe, die OP dauerte fast 3 Stunden.
Jetzt, über ein Jahr später, ist die Platte wieder draußen. Zwölf Zentimeter Titan liegen als Mahnmal auf meinem Schreibtisch. Der Knochen ist gut verheilt. Einschränkung gibt es keine. Ich bin froh und dankbar darüber. Ich bin dankbar, dass sich der Arzt und das ganze OP-Team am Ende dieses harten Arbeitstages genau die Zeit genommen haben, die es brauchte, damit ich meine uneingeschränkte Bewegungsfreiheit wiedererlangen konnte. Ich hatte damals Angst, dass ich meinen Körper, also mein Instrument, nicht wieder in vollem Umfang nutzen kann.

Was wäre gewesen, wenn der Chirurg gesagt hätte: „Ich muss dann noch mindestens eine Stunde Berichte schreiben, bei meinen Überstunden mache ich die OP heute nicht mehr!“? Oder wenn das Team auf der Station gesagt hätte: „Tut uns leid, wir haben zu wenig Personal, wir können deshalb niemanden mehr aufnehmen, gehen sie bitte wieder nach Hause.“? Was wäre, wenn es plötzlich geheißen hätte, “unsere Kraftreserven sind erschöpft, wir haben einen zu kleinen Personalschlüssel, wir können heute nicht mehr arbeiten, sonst werden wir selber krank”?

Menschen in den Arzt- und Pflegeberufen dürfen nicht streiken, denn es wäre für Patienten mitunter lebensgefährlich oder das sichere Todesurteil.
Das System, was uns rettet, uns wieder zusammenflickt, uns am Leben erhält, haben wir aber einem absoluten Kostenoptimierungsdruck unterworfen. Die Menschen, die da drinnen arbeiten, sind diesen Dynamiken tagtäglich ausgesetzt. „Die Triage findet eigentlich den ganzen Tag im Kopf statt“, sagte mir ein Verwandter, der als Intensivpfleger arbeitet. „Wenn ich mir mehr Zeit für einen Patienten nehme, weil es gerade wichtig ist, dann nehme ich die Zeit konkret einem anderen Patienten weg.“ Er meinte zu mir, es geht oft nicht um mehr Gehalt, sondern um bessere Arbeitsbedingungen. Das heißt konkret: mehr Personal!

Mehr Personal für eine Pausentaste, denke ich. Zum Luft holen, zum Kraft tanken, zum gesund bleiben.
Ich möchte sehr gerne eine Organisation unterstützen, die sich ganz konkret für mehr Personal in den Pflegeberufen einsetzt. Kennt jemand so eine Organisation? Ich habe bisher keine gefunden.

Wo ist Europa zu finden? Gdzie można znaleźć Europę?

Wo ist Europa zu finden? Ich meine nicht im geographischen Sinne, sondern wo zeigt es sich, wo nimmt man es war, außerhalb der Regularien aus Brüssel. Europa habe ich immer dort am meisten gespürt, wo ich mit Menschen aus unterschiedlichen Ländern und Kulturkreisen in Kontakt gekommen bin. Wo man sich über Sprachgrenzen hinweg verständigt, kennen gelernt und gemeinsam ein Ziel verfolgt hat.

Das Pestkafestival für Theater und Avantgardekultur in Jelenia Gora, ist ein Ort, wo sich für mich Europa gezeigt hat. Ich hatte 2018 und 2019 die Ehre Mitglied in der Festivaljury zu sein. Ich war damals (und bin heute immer noch) tief beeindruckt von der Vielfalt dieses Festivals, welches mit seinen unzähligen schillernden Vorstellungen nahezu jeden Abend ausverkauft war und das in einem Ort mit 80 000 Einwohnern.  

„Zusammen! Wohin?“ ist das Motto des diesjährigen Festivals, welches nur in sehr kleiner Version stattfinden kann. Aber es findet statt. 

Liebes Pestkafestival, lieber Lukasz Duda, liebes Team, auch wenn es im Moment schwierig ist, in Gedanken bin ich mit Euch, „Zusammen“. „Wohin?“, überall da wo Europa zu finden ist und wo es sich öffnet. Ich wünsche Euch, trotz allem, ein Festival was berührt und die Menschen öffnet. 

Seid lieb gegrüßt (ich trinke einen Vodka auf Euch), auf bald!

Foto: Thomas Mittmann

Gdzie można znaleźć Europę? Nie mam na myśli w sensie geograficznym, raczej gdzie ona się pojawia, gdzie możemy ją dostrzec poza przepisami z Brukseli. Zawsze tam najbardziej czułem Europę, gdzie zetknąłem się z ludźmi z różnych krajów i kultur. Tam, gdzie można było porozumieć się, poznawać, pokonując bariery językowe i dążyć do wspólnego celu.

Pestka – festiwal teatru i kultury awangardowej w Jeleniej Górze – to miejsce, w którym pokazała mi się Europa. Miałem zaszczyt być członkiem jury festiwalu w 2018 i 2019 roku. Wtedy byłem (i nadal jestem) pod wrażeniem różnorodności tego festiwalu, który z niezliczonymi olśniewającymi występami był wyprzedany prawie każdego wieczoru, w mieście liczącym 80 000 mieszkańców. „Razem! Dokąd?“ to hasło przewodnie tegorocznego festiwalu, który może odbyć się tylko w bardzo małej odsłonie. Ale odbędzie się. Drogi festiwalu Pestko, drogi Łukaszu Dudo, drogi zespole, nawet jeśli w tej chwili jest ciężko, jestem myślami „razem” z Wami. „Dokąd?”, wszędzie, gdzie można znaleźć Europę i gdzie się otwiera. Mimo wszystko życzę Wam festiwalu, który porusza i otwiera ludzi. Trzymajcie się (wypiję za was kieliszek wódeczki), do zobaczenia wkrótce! (przekład: Anna Schweiger)

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Bardienste und Spielpläne vor 18 Jahren

Nicht nur auf den Bühnen ist momentan Stille, sondern auch in den Kneipen, Clubs und Restaurants. Neben Essen und Trinken sind es Orte der Begegnung, des Austauschs und des Miteinanders, welche mir gerade ebenso fehlen, wie die Bühnen, Kinos und Konzertsäle. Ich habe ein paar Orte, mit denen ich persönlich etwas verbinde jetzt in der Stille aufgesucht und Thomas Mittmannhat meine Erinnerungen dazu eingefangen. Hier, in der GrooveStation Dresdenhabe ich vor 18 Jahren hinter der Bar gestanden, Bier ausgeschenkt und Drinks gemixt. Vor 18 Jahren habe ich auch an der Mimenbühne Dresden, fast um die Ecke, mein erstes Solostück unter der Regie von Ralf Herzogzu Premiere gebracht, „Von Menschen und anderen Missgeschicken“. In der Unkoordination von Dienst- und Spielplan war ich sehr erfolgreich. Manchmal habe ich bis halb 10 auf der Bühne geschwitz, um dann eine halbe Stunde später meinen Spätdienst hinter der Bar anzutreten. Der ging in der Regel bis 5 Uhr früh. Ich denke gerne an die Zeit zurück. Für mich war es das tollste Barteam mit dem man zusammen arbeiten konnte und ein großartiger Eintritt in die Turbulenzen des Nachtlebens. Liebe GrooveStation Dresden, jetzt im April feierst Du eigentlich deinen 25. Geburtstag. Ich trinke auf Dich und wünsche Dir einen 26. und 27. und 30. und 40. und … mit vielen Gästen und Konzerten!

Foto: Thomas Mittmann

Kulturgesichter

„Still“ ist ja eigentlich der Markenkern meiner Berufsgruppe. Einen Dank an alle im Hintergrund, die mit der Aktion Kulturgesichter Dresden den vielfältigen vielen „Stillen“ ein Gesicht geben.

Foto: Daniel Scholz  www.fotura.com

Proben mit Tom Quaas

Heute:

Proben zu „Funny Fears“.
Ein clownesker Abend zum Thema Angst ist im Entstehen.
Die Premiere ist im Juni im Societaetstheater Dresden.

Fotos: Thomas Mittmann